<—alle Themen



Game Art
Die Kunst-Avantgarde hat sich immer wieder bemüht, die Verfahrensweisen der Kunst selbstzu thematisieren, die Leinwand auszustellen, die Farbe zu untersuchen, die Form zu untersuchen. So steht die künstlerische Verwendung von Programmteilen oder ganzen Computerspielen in gewisser Weise in der Avantgarde-Tradition, indem sie dieses Material verfremdet, untersucht, Selbstverständlichkeiten auflöst, das Funktionieren des Spiels untersucht, statt einfach neue Spiele herzustellen. Insofern sind etwa die Arbeiten von Jodi Irritationen, denn was in kommerziellen Computerspielen wie Wolfenstein glatt laufen soll, dass man nämlich ballernd durch das Nazi-Hauptquartier läuft, wird bei Jodi in Irritation überführt, man sieht nicht mehr, wo man läuft, man hört seltsame Geräusche, es gibt keine gegenständliche Ikonografie mehr, all dies wird plötzlich verunsichert und damit thematisiert, was eigentlich sonst in Computerspielen reibungslos funktionieren sollte.
Die Ent-Täuschung, die Desillusionierung ist eine bewährte künstlerische Strategie. In der digitalen Kultur unserer Informationsgesellschaft wurde dieses System-Hacking als Medienkritik betrieben.



Quake, first-person shooter video game (1996), ist die Vorlage für Jodi's Game Art Serie "Untitled Games"(1999-2001)

Jodi, Untitled Games (1999-2001)

Jodi, Untitled Games(1999-2001).

Zwischen 1999 und 2004 dekonstruierten Jodi in verschiedenen Variationen kommerzielle Ego-Shooter-Spiele. So entstanden die Werkkomplexe untitled games (1999-2001), Wolfenstein Version (2001), Jet Set Willy Variations (2002) und Max Payne Cheats Only (2004).
Die Untitled Games stehen am Anfang von Jodis Spiele-Appropriationen. Sie basieren auf dem Code des Egoshooters Quake von 1996, den sich die Künstler in 14 Variationen aneignen und partiell umschreiben. Die Künstler putzen alle ikonischen Details des Spiels weg und lassen nur die rudimentäre Raum- und Navigationssteuerung übrig. Die visuellen Daten werden auf Muster, Flächen und Linien, auf rechte Winkel und wenige Farben zurückgeführt. Diagonalen kommen vor, weil sie für die Illusion der Raumbewegung nötig sind und, wie in der Spiel-Variation 'Ctrl-Space', zu bizzarren OpArt-Effekten führen können. Einfache Funktionen der Interaktion - etwa die Bewegung durch den Bildraum - bleiben erhalten, auch manche Toneffekte (Schiessen, Rufe, Hundegebell) entsprechen dem Spieloriginal. So stellt die Variation 'Slipgate' einen begehbarer De Stjil-Bildraum mit rechtwinkligen Formen und Primärfarben dar, in dem der Kunstspieler plötzlich von einem aggressiv knurrenden, blauen Würfel angefallen wird. Er bleibt nicht hilflos, denn die Leerschlag-Taste ist wie im originalen Ego-Shooter-Spiel mit der Schiessfunktion belegt.
Zum Projekt untitled games gibt es eine Website aus dem Jahr 2002, von der sich alle Spiele für PC und Mac OS9 kostenlos auf den eigenen Computer herunterladen lassen. Im Jahr 2002 erschien zudem eine CD-Edition der untitled games, die heute bereits ein gesuchtes Sammlerobjekt ist.
Das Künstlerkollektiv Jodi besteht aus Joan Heemskerk (* 1968 in Kaatsheuvel NL) und Dirk Paesmans (* 1965 in Brussels BE). Sie leben und arbeiten in Dordrecht / NL. Zum Projekt untitled games gibt es eine Website aus dem Jahr 2002, von der sich alle Spiele für PC und Mac OS9 kostenlos auf den eigenen Computer herunterladen lassen. Im Jahr 2002 erschien zudem eine CD-Edition der untitled games, die heute bereits ein gesuchtes Sammlerobjekt ist.

Download der Untitled Games (für PC und MacOs 9) unter www.untitled-game.org
Videoaufnahme eines Spielverlaufs von Quake.
Jodi: Untitled Games auf Vimeo